Montag, 15. März 2010

71 Leixoes Reede 15.03.2010

71 Leixoes Reede 15.03.2010 41° 09,5’ N 008° 46,0’ W

Mein MeisterAnker-Wecker ist inzwischen voellig unzuverlaessig, manchmal
bleiben die Zeiger stehen, manchmal klingelt er einfach nicht. Die Wecker in
den Mobiltelefonen sind nicht laut genug. Somit bin ich auf Weckanrufe
angewiesen. Waehrend es beim Chiefmate & bei mir die absolute Ausnahme ist,
dass wir mal irgendwo bzw irgendjemanden zu spaet anrufen, ist es bei
Emiliano, dem Dritten Offizier, leider umgekehrt.
Mir bleibt zum Mittagessen nur eine Viertelstunde: 5 Decks runtergehen,
essen, 5 Decks rauf, Funkgeraet schnappen & noch ein Deck hoeher. Fuer
Vorsuppe ist da keine Zeit & mein Nachtischobst nehme ich mal wieder mit auf
die Bruecke.
Emil sagt mir, dass um zwei der Lotse kaeme, wir mithin um eins die
Hauptmaschine starten sollen. Ich nehme das erstmal so hin & mir vor,
nachher erstmal von den Lotsen hier eine Bestaetigung einzuholen, ob die
Zeit tatsaechlich stimmt. Denn auf der elektronischen Seekarte sehe ich,
dass unser Stammplatz gar nicht frei ist. Eine Dreiviertelstunde spaeter
erfahren wir vom Agenten, dass wir erst heute Abend um acht oder neun
reingehen sollen (Ortszeit, Schiffszeit also neun oder zehn Uhr).

Zusammenfassung unserer bisherigen Rundreise: Wie berichtet fahren wir
wieder auf unserer alten Route Antwerpen-Portugal-Spanien. Geaendert hat
sich wenig. Auf dem Hinweg mussten wir Cadiz auslassen, als wir in Valencia
ankerten, kam die Duenung von Nordosten, der Wind aber meistens aus
Nordwest. Mit unserem korrigierten GM von 2,15m rollten wir die fast die
ganze Zeit tuechtig hin & her. Die Seitenneigung betrug 35°. Vielleicht noch
mehr, aber die Skala auf unserem Klinometer hoert bei 35° auf. Jedenfalls
haben wir da 2 Tage am Stueck nicht geschlafen, ausserdem sahen unsere
Kammern chaotisch aus. Dass wir schaukeln ist ja nichts Neues fuer uns, aber
bei ueber 30° verrutschen sogar Sachen, die auf Elefantenhaut auf’m
Fussboden stehen bzw liegen.
Die Steuerbordwinde achtern ist immer noch kaputt, wir haben uns zwar in
gewisser Weise daran gewoehnt, aber es ist dennoch ein bloedes Gefuehl, dass
wir immer die Stelle sind, auf die alle anderen warten muessen, obwohl alles
mittlerweile ziemlich fluessig laeuft. Aber wir machen achtern immer mit
vier Leinen fest. D.h. beim Anlegen muessen 2 Leinen auf Schiffspollern
belegt werden, bei 2 Trommeln muessen die Bremsen angezogen werden.
Zwischendurch wird die Winde min. dreimal aus- & wieder eingekuppelt, fieren
& hieven (= Leine rausgeben & festziehen) muessen wir ja auch noch. Das
alles dauert eben seine Zeit. Besonders aetzend ist mit Steuerbord
anzulegen, denn dass dann die benutzte Winde 27 Meter weit weg ist,
erleichtert die Sache nicht gerade.
Mit Verlassen Valencia waren wir auf dem Rueckweg. Diesmal war ich der
Glueckliche, der die Gibraltarpassage in der Wache hatte. Macht mir aber
inzwischen nichts mehr aus, obwohl es diesmal tagsueber war & viel mehr
querende Faehren unterwegs sind als nachts. Der Kapitaen kam auch mal kurz
hoch, aber eigentlich nur, um sich mit’m Fernglas Algeciras anzugucken.
Dieser spanische Hafen ist gar nicht klein, 20 Containerbruecken konnten wir
zaehlen.
Der zweite Ingenieur wird bald nach Hause gehen. Von Tankern &
Grosscontainerschiffen ist er gewoehnt, viel auf See zu sein & selten im
Hafen. (Bedeutet bei uns ist es viel stressiger) Ausserdem ist neu fuer ihn,
dass er als Zweiter Ingenieur selbst mitzuarbeiten hat. Er kann das aber
kaum vermeiden, denn nun haben wir einen Leiter der Maschinenanlage
(=Chief), der manchmal selbst mit anpackt. So hat das Kolbenwechseln
letztens nicht 8-10 Stunden gedauert wie sonst, sondern nur 6. Der Zweite
muss seine Heimreisekosten selbst tragen, aber das ist ihm egal.
Unsere vier Containerschiffe werden von der Wappen-Reederei an eine
Schwesterfirma uebertragen. Das Management macht dann die Reederei Hamburger
Lloyd, die nach Liberia umflaggt. Somit gibt es nebenbei einiges zu tun: Es
werden nicht nur die neuen Reedereiwappen am Schiff gemalt, sondern auch die
anderen Sachen neu gemacht. Weil sich Heimathafen & Rufzeichen aendern,
werden bei Rettungsbooten, -inseln & -ringen die Aufschriften entsprechend
aktualisiert, neue Stempel bestellt usw, sodass dann in Antwerpen „nur“ noch
der Papierkram zu erledigen ist. Das groesste Glueck bedeutet die Umstellung
fuer den Dritten Offizier: Die neue Reederei faehrt mit echten
elektronischen Seekarten, die die offiziellen Anforderungen erfuellen.
Dadurch entfaellt das Korrigieren der Papierkarten.
Bevor wir unter Liberiaflagge losfahren, gehe ich von Bord, in Antwerpen
werde ich abgeloest.

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