Sonntag, 21. Juni 2009

31 Cabotstrasse 210609

31 Cabotstrasse      21.06.2009  
 12.04 (UTC-4)     48_04_N   060_47_W

 

Heute ist Sonntag, um kurz nach acht heute vormittag hatten
wir Kap Ray querab, seitdem sind wir in der Cabotstrasse. Fuer halb elf war
eine Uebung angesetzt, aber schon um kurz nach zehn habe ich den Wachmatrosen
auf die Bruecke gerufen. Dummerweise war naemlich um 10.02 der Kreiselkompass
ausgefallen. Das kann bei achterlicher See mal vorkommen, selbst bei relativ
geringer Duenung, in diesem Fall nur knapp einen Meter hohe Wellen. Der Matrose
steuert dann nach Magnetkompass, solange bis der andere Kompass sich wieder
korrekt justiert hat (kann durchaus vier Stunden dauern). Ich zeichne dann alle
Viertelstunde unsere Position in die Seekarte und kontrolliere, dass wir uns
moeglichst auf der Kurslinie bewegen, die ich in Lissabon eingezeichnet habe,
besonders weil dies Gebiet ein sogenanntes Verkehrstrennunsgebiet ist, in dem
man bestimmte Grenzen nicht ueberfahren darf. Der Kapitaen ist waehrend der
Uebung auf der Bruecke, um ueber Walkie-Talkie den Fortgang der Uebung zu
verfolgen, ich kuemmere mich derweil um die Navigation inkl. Wetterbeobachtung,
Tagebucheintraegen und Funkmeldungen an die jeweiligen
Verkehrsueberwachungsstellen.

Gestern vormittag haben wir waehrend meiner Wache die
Hauptmaschine voruebergehend abgestellt, um Bug- und Heckstrahler zu testen.
Extra fuer die Strahler war in Lissabon ein zusaetzlicher Elektriker an Bord
gekommen: Herr Kowalski, der gleichzeitig mit mir auf der Eilbek war, nun schon
die fuenfte Person innerhalb eines guten Monats, die von dort auf die Barmbek
kommt.

Die Tests verliefen gut, sodass wir unsere Ueberquerung der
Grand Banks fortsetzen konnten. Nachmittags habe ich die erste Haelfte vom Film
„Der Sturm“ angeguckt. Die hatten da im Film exakt die gleiche
Seekarte in Benutzung, die wir auch auf’m Kartentisch hatten. Nach
Mitternacht guckte ich den Film zu Ende. Es wurde da dann die Position
44_00_N  46_40_W genannt. Erst kurz vorher waren wir ueber genau diese
Stelle gefahren.

nnnn

 

Freitag, 19. Juni 2009

31 Nordatlantik 190609

31 Nordatlantik 190609 
10.44     43_53_N    042_41_W

 

Heute vormittag verbringe ich im
Wesentlichen damit, Nautische Handbuecher zu korrigieren.

Dazu schneide ich mit Skalpell bzw
Schere je nachdem aus den sogenannten Nachrichten fuer Seefahrer aktualisierte
Informationen aus, die ich dann in das jeweilige Buch einklebe. Manchmal heisst
es nur „A1234 Beispielname – delete entry“, das ist immer das
beste. Heute habe ich u.a. den Nautical Pilot 55 auf’m Tisch, der die
Nordseekueste und die Fluesse dazu erlaeutert, also auch die Ems. Da suche ich
mal den Pilsumer Leuchtturm. Aktives Seezeichen ist der zwar lange nicht mehr,
aber als Wegmarke koennte er ja noch dienen. Die Plattform „Z1“ bei
Manslagt habe ich gefunden, die Kirche von Pilsum steht genauso drin wie der
Campener Leuchtturm (53_24_N, 7_01_E) und die Rysumer Kirche, bevor die Knock
beschrieben wird mit Flamme und Radarturm (53_20_N, 7_01_E). Der Pilsumer
Leuchtturm jedoch wird noch nicht einmal erwaehnt! Unverschaemtheit!

Bei den genannten Tuermen ist die
Laenge identisch, daraus kann man erkennen, dass der Abstand zwischen beiden
Luftlinie exakt 7408 Meter betraegt, denn auf Meridianen und ihren Parallelen
entspricht eine Minute einer Seemeile (40000km/360Grad=111,11km/Grad.   111,11
km/60 Minuten=1,852km/Minute = 1 Seemeile)

www.currus.twoday.net

nnnn

30 Nordatlantik 18062009

30 Atlantik

 

18.06.2009    21.27 (UTC-1)   
43_36_N   037_11_W

 

Dafuer, dass wir mitten aufm Atlantik sind, ist heute
relativ viel los: Als ich um kurz vor 20 Uhr auf die Bruecke kam, passierte uns
auf gerade das grosse Containerschiff CMA CGM ELBE, das nach Le Havre fuhr.
Etwas suedlich von uns faehrt ein Schiff nach Ferrol (Spanien) und ein anderes Frachtschiff
faehrt ohne Ziel herum, jedenfalls ist da im AIS zu lesen: Ziel: For
ChanceHope@F, was auch immer das bedeuten soll. Noerdlich von uns ist ein
Tanker unterwegs, hinter uns ein Containerschiff nach Boston, das uns
sicherlich frueher oder spaeter ueberholt und uns entgegen kommt ein weiteres
Containerschiff, das nach Antwerpen will.

Wir fahren mit 16,8 Knoten nach Montreal, am 23. Juni wollen
wir morgens ankommen. Wir rollen. Letzte Nacht, in der es dazu noch neblig war,
und heute tagsueber relativ stark, bis zu 20 Grad. Es hat zwar ein wenig
nachgelassen, nervt aber noch immer. Ueber Funk hoere ich nun dauernd die Rufe
von einem kanadischen Seefunkdienst. Der versucht die Segelyacht
„Actuel“ zu erreichen. Eine Antwort kommt nicht. Laut
Satellitenwarnnachricht ist die Actuel mit 2 Personen im Mai von St. Pierre
Miquelon losgefahren mit dem Ziel Le Havre und mittlerweile ueberfaellig.

Dann werde ich gleich meinem Ausguck Bescheid sagen, wenn er
auf die Bruecke kommt, denn die letzte bekannte Segelyachtposition ist nur
genau 10 Seemeilen noerdlich vom noerdlichsten Punkt unserer Route entfernt.

nnnn

 

Freitag, 12. Juni 2009

29 Mittelmeer

29 Mittelmeer

 

10.06.2009        
23.00 (UTC+2)    41_52_N  
006_19_E

 

Stellt man sich das nordwestliche Mittelmeer wie ein Tier
vor, dann ist es ein Kamel, das gerade aufsteht, oder ein Dromedar, jedenfalls
das Teil mit zwei Hoeckern. Geringfuegig westlich vom Nullmeridian bei
ungefaehr 40 Grad Nord ist der Kopf bzw. Valencia. Als wir da vorgestern vor
Anker lagen, kam abends Nicole mit der Aidadiva rausgefahren. Der vordere
Hoecker ist der Loewengolf zwischen Cap San Sebastian und Marseille, der
hintere der Golf von Genua zwischen Monaco und La Spezia. Beide sind im Sommer
beruechtigt fuer den sogenannten Mistral, einem Fallwind, der das Wasser so
stark aufwuehlt, dass man selbst in Sichtweite der Kueste starken Sturm und
rauhe See hat. Schoen, dass wir mit Kurs 061 weit entfernt an beiden
vorbeiziehen. Unser naechster Wegpunkt ist noerdlich von Kap Korsika, der
Nordspitze der gleichnamigen Insel, die zusammen mit Sardinien die schon
durchgedrueckten Hinterlaeufe des Kamels darstellt. Danach fahren wir zwischen
den Ligurischen „Hinterschinkeninseln“ Gorgona und Capraia durch
und wenn wir in Livorno anlegen, sind wir am Arsch (=Toskana, Pisa usw). Da
faengt dann auch der Schwanz an – die italienische Westkueste – mit
Piombino und Civitaveccia in der Naehe von Rom.

Gerade eben „haben wir unser Treiben beendet“.
Unser Kai in Livorno ist frei, aber da noch eine
Faehre “medmoored” im Weg liegt,
haben wir 5 Stunden die Hauptmaschine abgestellt. Medmoored steht fuer
mediterranean mooring und bedeutet, das Ding ist mit dem Heck an der Pier
festgemacht, mit dem Arsch an der Wand sozusagen. Dummerweise ragte es dadurch
in den Wendekreis, in dem wir drehen muessen.

Verkehrssituation: Sechs Fahrzeuge habe ich auf’m
Schirm: Uns entgegen kam gerade die „Fast Sam“, die mir noch aus
der Ostsee in Erinnerung ist. Sie ist 90m lang und faehrt mit 10 Knoten (kn)
nach „For Order“, hat wohl noch kein Ziel. Weit vor uns faehrt das
Spassboot „Darling“ nach St. Tropez, etwas noerdlich von uns
schiebt die 156m-lange „Vento di Greccale“ mit 16 kn nach La Spezia.
Hinter uns gelassen haben wir das 34m-Segelschiff „Highland
Breeze“, das mit Motor nun neuneinhalb kn macht und der grosse Tanker
„Sina“, der eben unseren Kurs kreuzte auf seinem Weg nach
Nordafrika (274m lang, 15 kn). Ganz langsam kommt uns nun noch das Schiff
„Urania“ entgegen, das ozeanographische Untersuchungen anstellt.

 

 

12.06.200912.00 (UTC+2)   38_49_N  
002_42_E

 

Als wir in Livorno ankamen, war die o.g. Faehre immer noch
nicht fertig, sie wurde von einem Schlepper weggeschleppt und legte spaeter nochmal
wieder an. 

Inzwischen passieren wir die noch auf dem Boden ruhenden
Vorderlaeufe, die Balearen, was mir wieder die Moeglichkeit eroeffnet, Radio zu
hoeren. Hat Mallorca auch deutsches Radio? Schickt mir mal die Frequenz
.

 

Freitag, 5. Juni 2009

28 Azoren II

28 Azoren II

 

04.06.2009    37_24_N   
024_39_W

 

Als ich mit der “Eilbek” in der Nordsee fuhr,
wunderte ich mich
ueber den Begriff “Hospitalground”, der da einen Teil der
Doggerbank bezeichnet. Auf den Azoren ist das noch merkwuerdiger. Hier heissen
gleich zwei Kaps “Punta de Hospital”.

Als wir zwischen diesen Azoreninseln durchfahren kann ich
zum ersten Mal seit Jahren mal wieder eine Kreuzpeilung machen Haut sehr gut
hin. Die Wache ist auch schoen. Ich kann Radio hoeren, es gibt fast keine
Alarme, andere Schiffe sind nur sehr selten zu sehen & wenn, dann sehr weit
weg. Ganz anders ein Wal. Einer war ganz nah an unserem Schiff dran, hoechstens
100 Meter weg. Der hat seine grosse Schwanzflosse gleich mehrmals vorgezeigt.
Ansonsten ist die Wache ziemlich ruhig, International Herald Tribune habe ich
nun durch.

 

Nachtrag zum vorletzten „Eilbek“-Bericht:

 

Am 12.01.’09 sollten wir in Finnland sein, aber wir
kamen schon einen Tag eher vormittags um zehn auf der Reede vor Rauma an. Daher
gingen wir vor Anker in der Position 61-10,75-N  021-07,36-E mit 7
Schaekeln auf der Winde. Das bedeutet, dass im Wasser ca. sechseinhalb
Kettenlaengen sind, von denen jede 27,50 m lang ist. Am Ende dieser langen
Kette ist ein sogenannter Patentanker dran. Der ist anders als die, die in der
Emder Innenstadt rumliegen. Nachmittags um fuenf, als ich mir Casino Royal
anguckte, hatte ich ploetzlich das Gefuehl, dass irgendwas nicht stimmte. Es
gab aber keine ungewoehnlichen Geraeusche und als ich aus meinem Fenster sah,
konnte ich auch nichts besonderes entdecken. Ich guckte also weiter James Bond
und kurz darauf wurde unsere Hauptmaschine gestartet. Das war nun doch zu
ungewoehnlich & flinken Fusses begab ich mich auf die Bruecke. Da war nicht
nur der Erste Offizier sondern auch der Kapitaen. Ich erfuhr, dass der Anker
wohl nicht hielt. Er wurde gerade eingeholt, damit das Schiff wieder an die
Ankerposition fahren konnte, von der es abgetrieben worden war. Weil der Erste
nicht zum Abendessen wollte, ging ich hin und erfuhr hier, dass der Anker weg
sei. Das relativierte sich spaeter, denn der Ankerschaft war noch an der Kette
dran, Querjoch & Flunken fehlten aber.  So ankerten wir mit dem
anderen Anker erneut, mit einer Kettenlaenge mehr & bei Windstaerke 8. Da
der Wind in meiner Wache nicht nachliess, musste ich die ganze Zeit aufpassen, dass
wir nicht abtreiben. Peilung und Abstand zu dem Leuchtfeuer „Rauman
Majakka“ und GPS-Position sollten also moeglichst konstant bleiben. Die
ersten beiden haelt man mit den Radars unter Kontrolle. Fuer die Position macht
man einen Ring auf der elektronischen Seekarte um das Schiffssymbol drum,
solange „das Schiff da drin bleibt“ ist alles ok. Als unser Chief
spaeter mal den Kapitaen fragte, was denn der Reedereiinspektor zu dem
Ankervorfall gesagt haette, antwortete dieser nur: „Muessen wir ersetzen“.
Das passierte dann in Bremerhaven und war interessant.

 

nnnn

 

Mittwoch, 3. Juni 2009

26 Azoren I

26 Azoren I

 

03.06.2009    38_44_N   
032_14_W

 

Nachdem wir von Montreal
losgefahren waren, waren wir tagelang im Nebel unterwegs. Es liegt
hauptsaechlich daran, dass bei Neufundland Stroemungen unterschiedlicher
Temperaturen und damit auch unterschiedliche Luftschichten aufeinander treffen.
Aber als das eigentlich vorbei war, vorgestern kamen wir in eine Okklusion.
Dabei vereinigen sich Kalt- & Warmfront eines Tiefs & genau da waren
wir drin. Das Tief war hinter uns, aber etwas schneller als wir. Heute nacht
hat es uns ueberholt & nun haben wir schoenes Wetter. Also alles genau so,
wie in der Meteorologievorlesung gehoert.

Am Besten ist am schoenen Wetter, dass ich nicht wie bei
Nebel die ganze Zeit am Radar verbringen muss, sondern frei rumlaufen kann. So habe
ich vorhin die Ansteuerung von Cadiz geaendert, da kuerzen wir zukuenftig etwas
ab bevor der Lotse an Bord kommt, und diverse Unterlagen habe ich gerade an
unseren Agenten in Valencia
geschickt. Die
Musikzusammenstellung
vom USBStick ist eigenwillig im Moment, Gangster’s Paradise,
Let’s twist again, Jein, Bruttosozialprodukt, also alles moegliche kreuz
& quer. Filmmusik ist auch viel dabei & Beach Boys, Wise Guys, Beatles,
Texas Lightning....

Ausser mir ist auch unser Blitz auf der Bruecke. Gestern vormittag
haben unsere Scheibenwischer schlappgemacht. Ich habe die Sicherung getauscht,
aber die neue brannte auch durch, sodass sich nun der Elektriker darum kuemmern
darf.

Es ist halb zwoelf, 60 Meilen nordoestlich von uns ist die
Azoreninsel Flores (Punta das Lajes). Gleich schicke ich die Mittagsberichte
weg und trage Wetter usw ins Logbuch ein. Dazu zaehlt auch die Duenung, die aus
Nordosten (NE) kommt & relativ hoch & sehr lang ist, von einem
Wellenberg zum naechsten ca. halbe Schiffslaenge also gute 80 Meter. Die haben
wir schon seit gestern abend. Obendrueber liegt noch eine kleine Duenung aus
Suedosten, die ist viel schneller zu entdecken, aber nicht vorherrschend.
Dennoch bin ich der einzige, der die NE-Duenung eingetraegt. Gleich nach dem
Mittagessen will der zweite Ingenieur gegen mich Tischtennis spielen. Er hat
zwar gestern gegen mich mit 25:21 gewonnen, aber nachdem ich ankuendigte, das
naechste Mal nicht mit links sondern rechts spielen zu wollen, will er
unbedingt nochmal.

 

nnnn

Donnerstag, 28. Mai 2009

26 Montreal 28.05.09

26 S.L.   28.05.2009    45_36_N
   073_30_W

 

Vorgestern haben wir morgens in Montreal angelegt. Noch am
selben Tag bin ich nach meiner Wache mit der Seemannsmission in die Stadt
gefahren. Unser Kapitaen war auch mit. Er hatte es auf einen kleinen Laptop
abgesehen, ich wollte Turnschuhe kaufen. Beides hat geklappt. Auf den riesigen Flachbildschirmen
im Elekronikladen lief ein Film, der unterschiedliche Szenen aus Kanada
enthielt. Besonders beeindrucken finde ich das „Eisrudern“. Da
skullen eine Handvoll Leute ein Boot, das breiter ist als ein Ruderboot, wie
wir es aus Deutschland kennen, aber schmaler als ein Ruderkutter. Wo sie
unterwegs sind, schwimmt viel Eis aufm Wasser. Stellenweise ist es so dick,
dass die Leute ihr Boot uebers Eis ziehen & schieben.

In Montreal selbst war es sehr warm. Die Stadt ist zwar
nordamerikanisch, fuehlt sich aber europaeisch an. St.Catherines ist die
Haupteinkaufsstrasse & da waren wir unterwegs, in verschiedenen
Sportlaeden, aber auch in „La mansion de Press“ oder so. Die
meisten Zeitungen & Zeitschriften da sind natuerlich franzoesisch, einiges
ist in englisch & selbst ein italienisches Automagazin habe ich gesehen,
aber was zu lesen in Deutsch nicht. Im „Les 3 Brasseriers“, einer
Mischung aus Brauhaus Schacht 4/8 & Staendiger Vertretung konnten wir gut
einkehren, frisches Bier und duenner Flammkuchen sind eine gute Kombination. Im
Levi’s Store habe ich Briefe von zufriedenen Kunden aus den dreissiger
Jahren gelesen, einer sass damit versehentlich ueber 100 Tage in Havanna im
Knast & hat sich ueber die Unversehrtheit seiner Jeans so gefreut wie ueber
seine Freilassung. Im Taxi auf der Ruecktour haben wir geraetselt, was wohl der
Satz auf den Nummernschildern bedeutet. Inzwischen weiss ichs, „ich
erinnere“. Das steht also auf jedem Fahrzeug, das in der Provinz Quebec
zugelassen ist. Keine Ahnung was das soll. Bevor wir an der Bruecke ueber den
St.Lorenzstrom vorbeifuhren, passierten wir das „Gewerbegebiet von Gotham
City“, jedenfalls sehen einige Gebaeude da genau so aus, wie die
Industriebauten in Batmanfilmen. Der Vergnuegungspark im Strom oeffnet nur am
Wochenende, also immer dann, wenn wir schon wieder weg sind.

Gestern war Loeschen nur von 8-16 Uhr angesagt und Laden von
21-23 Uhr. Heute soll es wohl erst nachmittags losgehen, aber weil eine
Containerbruecke ihren Ausleger ueber unser Schiff gesenkt hat (sieht nach
Wartungsarbeiten aus), ist der Erste Offizier ganz aufgeregt. Der Wachmatrose
ist in Bereitschaft, genauso wie ich. Wir halten uns an Deck auf, sollen aber
die Luken noch zu lassen. Voellig sinnfrei ist das, sodass mich nun im Overall
an einen PC gesetzt habe, um diesen Bericht zu verfassen.

Keno

www.currus.twoday.net

nnnn

 

Samstag, 23. Mai 2009

25 Grand Banks

25 G.B.   23.05.2009    45_37_N    051_35_W

 

Mit 16,4 Knoten fahren wir ueber die Grand Banks vor der
Neufundlandinsel. Aussentemperatur ist 8,5 Grad, die Wolken bilden sich
zurueck, Wind nimmt zu, nun Windstaerke 6. Gestern abend war die Duenung so
stark, dass der erste Offizier die Geschwindigkeit schon etwas reduziert hatte.
In meiner Wache stampfte unser Schiff sehr stark, d.h. unser Bug wurde von
grossen Wellenbergen angehoben, um danach in die jeweils nachfolgenden
Wellentaeler zu fallen. Ganz bloed ist es immer dann, wenn der Abstand zwischen
2 Wellen mal geringer ist, dann ist unser Vorschiff gerade unten und knallt mit
der zweiten Welle zusammen. Das passiert mit so einer Wucht, dass sich unsere
Geschwindigkeit durchs Wasser in so einem Moment um gute 2 Knoten verringert
(Als ob man mit 4 km/h gegen eine Wand liefe). Da unsere Aufbauten auch noch
sehr hoch sind, federn sie immer nach. Fuer Besatzung, Schiff und Ladung ist
das starke Stampfen nicht gut, ich habe unsere Geschwindigkeit auch nochmal ein
wenig verringert. Dann wurde es besser.

Heute haben wir immer noch keine Eisberge gesehen, aber ein
Fischerboot, das sah von weitem so aus. Es war weiss und kleiner als die
„Andrea Gail“ aus dem Film Der Sturm.

nnnn

 

Freitag, 22. Mai 2009

24 Nordatlantik II

24 Nordatlantik II.

 

22.05.2009    44_36_N   
042_31_W

 

Seit wir von Portugal losgefahren sind, haben wir schon
ueber 1500 Seemeilen zurueckgelegt. Das kann ich den taeglichen Berichten
entnehmen, die ich immer mittags erstelle und verschicke, an Agenturen,
Reederei, Wetterroutingfirma usw.

Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit bisher liegt bei 17
Knoten, die Uhren stellen wir hier jeden Tag um eine Stunde zurueck.

Heute vormittag habe ich in meiner Wache jede Menge Papier
abgeheftet: Warnnachrichten fuer die Schiffahrt, Wetterkarten,
Wettervorhersagen, Satellitenverbindungsprotokolle und Meldungen mit den
aktuellen Eisgrenzen vor Kanadas Kuesten. Das Gebiet, das fuer bisher
bekanntes, schwimmendes Eis berechnet wurde, werden wir heute nacht und morgen
durchqueren. Es umfasst u.a. die Grand Banks vor Neufundland, ebendem Gebiet,
das in Sebastian Juengers Roman „Der Sturm“ bzw dem gleichnamigen
Film (mit Clooney) beschrieben wird. Unser Kapitaen sagte mir, dass man da
entweder eine starke Duenung hat oder Nebel. Mal sehen. Ein anderes Schiff, das
ich zu Beginn meiner Wache in knapp 20 Meilen Entfernung sehen konnte, faehrt
auch nach Montreal, aber mit einem anderen Kurs. Wahrscheinlich umfaehrt es die
Grand Banks komplett.

Ausserdem habe ich Seekarten berichtigt. Das war teilweise
wie eine Reise in die juengere Vergangenheit: Als ich in der Karte 591 eine
Tiefenangabe geaendert hatte habe ich abgemessen: Nur ca. 700 Meter noerdlich
von meiner Aenderung ist die Insel Alcatraz, an der ich vor einem Jahr ein paar
Mal vorbeigefahren war. Auch Oakland & San Francisco konnte ich mir da
nochmal wieder genauer ansehen. Zufaellig war die naechste Karte 1082-San Pedro
Bay.

Diese Karte stellt die Haefen von Los Angeles und Long Beach
dar, wo ich mit der „Rialto Bridge“ ebensooft war. In Position
33_45,9_N / 118_14,4_W fuehren die Henry-Ford-Avenue-Bruecken ueber den
Cerritoskanal, der die Terminalinsel vom noerdlicheren Hafen- und Stadtgebiet
trennt. Ende Dezember 2007 fuhr ich da mit einem Taxi rueber. Die eine der
beiden Bruecken kam mir sehr bekannt vor, so dass ich den Taxifahrer fragte, ob
das die Bruecke ist, die im Film „Nur noch 60 Sekunden“ Schauplatz
einer spannenden Szene ist. Nach einer Pause sagte der dann: „Das ist
tatsaechlich die Bruecke, aber das ist nun das erste Mal, dass jemand, der
nicht von hier ist, dies erkannt hat“.

Soviel erstmal zu Kalifornien, Mittelmeerkarten hatte ich
auch noch auf’m Tisch liegen und Englischer Kanal, aber die waren nicht
so spannend. Heute faellt Tischtennis aus, da wir relativ stark rollen, bis zu
20 Grad Neigung haben wir. Dann werde ich mir wohl gleich „Die
Ludolfs“ Folge 13 ansehen.

P.S.: Die Eilbek faehrt wieder: Ende Mai Bremerhaven, dann
Hamburg, Antwerpen, Spanien. Hoffentlich sehen wir sie mal.

nnnn

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