Dienstag, 23. Februar 2010

66 Riga 23.02.2010

66 Riga

Nachtrag zum letzten Bericht: Ich hatte ja von einem verlorenen Kubikmeter
Oel geschrieben. Davon ist nichts ins Wasser gekommen, nur der Maschinenraum
war in einem Bereich sehr dreckig & auch die Bilge. Tagsueber mussten sogar
alle Deckskraefte beim Saubermachen mitmachen.

Am Sonntag morgen hatten wir vor Baltiysk, einem kleinen Hafen von
Kaliningrad, geankert. Abends erfuhren wir erst, dass wir fuer den 23.02.
geplant waren zum anlegen, dann bekamen wir die Order, nach Riga zu fahren.
Deswegen sind wir schon hier, obwohl die Kaliningrad-Ladung noch an Bord
ist. Die kommt dann morgen oder uebermorgen runter, dann fahren wir nochmal
nach England (Teesport) bevor wir in Antwerpen zur alten Route
zurueckwechseln.
In der Bucht von Riga ist das bisher dickste Eis, das ich gesehen habe,
teilweise einen halben Meter dick. Einige kleinere Schiffe kommen damit
nicht klar. Eins rief ueber Funk den Eisbrecher. Dann hiess es: Eisbrecher
Varma, wir stecken im Eis fest. Eisbrecher: Laeuft denn eure Maschine noch?
Schiff: Ja, die laeuft noch, aber wir stecken im Eis fest!
Fuer uns war es bisher kein Problem, wir haben sogar kleineren Schiffen
geholfen, indem wir relativ nah dran vorbeifuhren, dann konnten die wieder
freikommen. Einmal haben wir sogar ein Schiff ueberholt, das in der Rinne
mit gebrochenem Eis fuhr.
Unser Schwesterschiff Barmbek steckte auch im Eis fest, allerdings vor der
finnischen Kueste.

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nnnn

Montag, 22. Februar 2010

65 Kaliningrad-Baltiysk Reede 21.02.2010

65 Kaliningrad-Baltiysk Reede 21.02.2010 54 39 N 019 47 E

Es ist Montag morgen, ungefaehr halb vier. Am Mittwoch sind wir von
Antwerpen losgefahren. Bevor wir in Steenbank vor Anker gingen (da habe ich
den letzten Bericht geschrieben) hatten wir einen unschoenen Vorfall: Wenige
Stunden bevor man Steenbank erreicht, muss man das Verkehrsgebiet "Maas
Approach" queren, wo hauefig viel Verkehr ist. Dies sollte in meiner Wache
sein. Kurz bevor es soweit kam, rief der Leitende Ingenieur an & teilte mir
mit, dass ich wegen einer undichten Leitung reduzieren muesse. Das habe ich
dann gemacht bis wir auf Ganz langsam Voraus waren & nebenbei habe ich den
Kapitaen angerufen. Spaeter stellte sich heraus, dass die Hauptoelzufuhr
undicht war, ein grosser Bereich war verdreckt, ca. 1 Kubikmeter Oel
verloren. Der bloede Ingenieur hatte die betroffene Dichtung schon lange
aufm Zettel als dringende Sache aber hatte sich einfach nicht drum
gekuemmert!
Wir waren kurz davor, in das Verkehrsueberwachungsgebiet von "Maas Approach"
reinzutreiben, darum habe ich der Stelle ueber Funk mitgeteilt, dass wir
voruebergehend (20 min) "not under command" seien, was manoevrierunfaehig
bedeutet. Ebendiesen Status haben wir dann auch mit unseren
Navigationslichtern angezeigt (zwei rote Lampen uebereinander usw). Der
Bootsmann musste dann noch 2 Deckskraefte zusaetzlich runterschicken, damit
die Maschine einigermassen erstmal fertiggemacht werden konnte, nach einer
Stunde konnten wir dann weiterfahren.
In Antwerpen war dann nichts besonderes, aber uns wurde folgender Fahrplan
mitgeteilt: 18.-19.02. BRV. 21.-22.02. KGD. 23.-24.02. RGA. 27.02. ANR,
danach soll es auf die alte Route Nordsee-Mittelmeer zurueckgehen.
In Bremerhaven hatten wir wieder die Chance, an Land zu gehen. So waren wir
da im Seemannclub & in einer Seemannskneipe. Seit langer Zeit habe ich
endlich mal wieder einen Doener gegessen.
Auf der Weser gabs wieder das Problem, dass der Autopilot versagte, spaeter
in der Elbmuendung nochmal. Hoert sich weit unspektakulaerer an als es ist,
schliesslich waeren wir auf Grund gelaufen, wenn ich die Kursabweichung
nicht sofort bemerkt haette. Als spaeter der Elblotse vorschlug, das Schiff
mit Selbststeuer fahren zu lassen, entgegneten der Kapitaen & ich wie aus
einem Munde: Auf gar keinen Fall!! Erst nachdem wir den Kieler Leuchtturm
weit hinter uns gelassen hatten, liessen wir den Autopiloten wieder ran.
Allerdings haben wir nun auf See jederzeit einen Matrosen bzw. Kadetten auf
der Bruecke, so dass wir immer ganz schnell auf Handsteuerung umstellen
koennen.

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Montag, 15. Februar 2010

64 NordseeOstseeRundreiseEins 15.02.2010

64 Schouwenbank Reede 15.02.2010 51 46 N 003 19 E

Hier auf Reede warten wir darauf, dass wir nach Antwerpen reinfahren
koennen. Das wird morgen frueh sein. Unsere erste Nordsee/Ostsee-Rundreise
liegt nun hinter uns:
Bremerhaven war ganz gut wegen des Seemannsclubs, wo wir ins Internet
konnten & unser neuer Kapitaen uebernahm die Schiffsfuehrung in Bremerhaven.
Einen Tag spaeter - 04.02. - begann nachmittags unsere
Nordostseekanalpassage unschoen: Es war ganz dichter Nebel, Sicht ca.
100-150 Meter. Als wir in die Brunsbuetteler Schleuse einliefen, beruehrte
unser Schiff mit der sogenannten Schulter (vorne) eine Ecke des
Schleusenbauwerks. Der Bootsmann hatte zwar ueber Funk gewarnt, aber unser
Chiefmate hat mal wieder den Ernst der Lage nicht erkannt. Die Beulen im
Schiff & Beschaedigungen der Mauer haetten eigentlich nicht sein muessen.
Die Wasserschutzpolizei kam schon in der Schleuse an Bord, um den Vorfall
aufzunehmen. Die Passage an sich lief dann weiter ohne Probleme. Als wir die
Kieler Foerde hinter uns hatten & der Lotse schon von Bord war haette unser
Kapitaen fast vergessen, mir die Wache zu uebergeben. Ich habe ihm dann
gesagt, dass ich alles im Griff haette & gerne weiterfahren - & er seine
wohlverdiente Ruhe antreten koenne.
Kaliningrad war dann unser Ziel, allerdings liefen wir nicht die Stadt
Kaliningrad an, sondern nur das Gebiet K. Angelegt hatten wir in Baltiysk,
das ist ungefaehr so, als ob man sagt, man faehrt nach Hamburg & ploetzlich
macht man in Stade-Buetzfleth fest. Es war da kalt, wir hatten eine Soldatin
in der Naehe unseres Landgangs stehen, aber was die Besatzung am meisten
begeisterte war eine Baracke, die aussah als ob sie vor 5 Jahren zum letzten
Mal geoeffnet war: Ein Duty-Free-Shop.
Am schlimmsten war als wir die Baltiysk-Reede ansteuerten: Wegen der
niedrigen Aussentemperatur von minus 10 gab unsere Klimaanlage einen Alarm.
Der wachhabende Ingenieur hat den Alarm einfach nur abgeklemmt ohne sich um
das Problem zu kuemmern & die Anlage schaltete sich ab. Infolgedessen
kondensierte die Luftfeuchtigkeit in den Aufbauten an den
Fensterinnenseiten, wo sie gefror. Auf der Bruecke konnten wir nur noch
durch 2 Fenster sehen, die anderen waren alle von innen! zugeforen.
Ich kann nicht verstehen, warum unsere Kollegen aus Asien so nachlaessig in
vielerlei Hinsicht sind. Weil haeufig so bloede Sachen passieren, macht es
mir mittlerweile immer mehr Angst hier zu fahren.
In der Bucht von Riga fuhren wir durch Eis, der Eisbrecher Varma, der da
Dienst hat, fuhr zwar nicht vor uns her, aber von ihm erhielten wir die
Empfehlung welche Route wir nehmen sollten & dann ging das ganz gut. In Riga
war es tuechtig kalt.
In Rauma ankerten wir im Eis, da die Flottbek unseren Platz blockierte. Das
Anlegen hat lange gedauert, da wir das lose Eis zwischen Schiff & Kai
weghaben mussten & dafuer keinen Schlepper hatten. Dazu hatten wir mit der
Vorderspring festgemacht & mit Bugstrahler & Heckstrahler das Eis
weggeschwemmt, was sich viel leichter anhoert als es ist. Beim letzten
Annaehern an die Pier ist die Leine gerissen & es ging wieder von vorne los.
Als wir dann fast fertig waren, wurde eine unserer Achterleinen unter das
Schiffsheck gespuelt, wo sie hinter dem Eishorn haengenblieb. Letztlich hat
alles doch noch gut geklappt, es dauerte nur eben laenger als sonst. Ich
konnte zwar eigentlich nichts dafuer, aber weil das mit dem Eishorn bei mit
passierte, habe ich letztens eine Palette Fanta ausgegeben. Dass ich die vom
Kapitaen fuer meine guten administrativen Leistungen in Zusammenhang mit dem
Brunsbuettelvorfall erhalten hatte (Statement of Facts usw) weiss ja keiner.
Von Rauma weiss ich nun nicht mehr allzuviel, nur dass der Eishockeyclub
Rauman Lukka in dieser Saison Erster geworden ist & dass mein
Eilbek-Winter-Bild-2009 im Seemannsclub im Eingangsbereich haengt.

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Mittwoch, 10. Februar 2010

63 Bremerhaven 03.02.2010

In Antwerpen gingen unsere 2 zusaetzlichen Matrosen von Bord, die nur fuer
die Werftzeit vorgesehen waren & nun zur Flottbek ueberwechselten. Dieses
Schwesterschiff begegnete uns spaeter draussen auf Steenbank Reede, wo
Lotsenstation ist. Als wir nach Antwerpen fuhren, kam uns auf der Schelde
die Barmbek entgegen. Es ist ein merkwuerdiges Gefuehl fuer mich, dem Schiff
zu begegnen, auf dem ich als letztes gefahren bin. Nun in Bremerhaven liegt
bzw lag die Barmbek genau vor uns, da war ich dann mal ganz kurz drauf.
Waehrend wir auf der Weser fuhren (20! kn ueber Grund), fuhr der Lotse das
Schiff mit automatischem Kursregler. Als er irgendwo den Kurs nach Backbord
aendern wollte, machte unser Schiff eine Bewegung in die entgegengesetzte
Richtung mit einer Ruderlage von 20 Grad! Da habe ich sofort auf
Handsteuerung umgestellt & unser Matrose steuerte dann bis zur Stromkaje.
Die Vermutung des Lotsen ist, dass eine Art Boeschungseffekt Ursache war.
Zum Glueck ist nichts passiert, die Stelle waere unserm Schiff wegen Steinen
gefaehrlich geworden & wir waren ja nun gerade erst im Trockendock.
In Bremerhaven wurden einige Sachen angeliefert von unserem
Schiffsausruester: Proviant, Ersatzteile usw. Einen Elektromotor, den unsere
Maschinencrew erwartete, hatte der Fahrer aber nicht mit. Irgendwie hat er
kurz danach rausgefunden, dass dieser Motor versehentlich auf die Barmbek
geliefert wurde. Freundlicherweise ist er dann mit unserem Bootsmann &
seinem Laster ruebergefahren, um uns den Motor zu holen. Als ich spaeter den
Lieferschein gesehen habe, haette ich fast laut gelacht: Als Schiff war
Flottbek genannt! Fehlte nur noch, dass man irgendwo notierte, das Geraet
kaeme von der Reinbek, dann waeren alle unsere Schiffchen an dieser
Geschichte beteiligt gewesen.
Morgen Nordostseekanal.
nnnn

Sonntag, 31. Januar 2010

62 England 29.-31.01.2010

In Antwerpen sollten wir eigentlich in die Fahrtroute eingefädelt
werden, die Bremerhaven mit St. Petersburg, Finnland & Schweden
verbindet. Da sich unsere Rücklieferung nach dem Trockendock
verzögerte wurde alles geändert: Als erstes stand an, Container von
Antwerpen nach Teesport zu bringen, da bekamen wir richtig viel Ladung
für Felixstowe (über 15000 Tonnen) & hier bekommen wir Container für
Antwerpen. Danach ist unsere Route voraussichtlich
Bremerhaven-Riga-Kaliningrad-Antwerpen.
Unsere philippinischen Kollegen haben nun etwas Angst, weil unser
zukünftiger Kapitän, der nun schon an Bord ist & aus Lettland kommt,
erzählt hat, dass es letzte Woche in Riga kalt war: -27 Grad. Mal
sehen, wie das wird. Vielleicht wird das sogar für mich kalt.
Keno

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60 Trockendock Antwerpen 2

Insgesamt war die Zeit im Trockendock Antwerpen ganz interessant & für
mich auch von den Arbeitszeiten her sehr angenehm. Man muss aber auch
sagen, dass da die Abläufe nicht so gut koordiniert sind, wie unsere
Reederei das von deutschen Werften gewohnt war. Somit waren wir nicht
5 Tage dort, sondern 10!
Wie beschrieben, war das Eindocken nicht unproblematisch, da uns
achtern eine Winde fehlte. Daher war mir sehr wichtig, dass die
repariert wird, aber als ich gesehen hatte, dass die auf der Liste der
auszuführenden Reparaturen drauf war (zwar als letzter Punkt aber
immerhin) war ich beruhigt. Was im Nachhinein unglaublich klingt: Beim
Ausdocken konnten wir die Winde immer noch nicht benutzen! Die
Werftheinis hatten den überholten Windenmotor einfach zurückgebracht &
zur Winde getan, ohne irgendeine Abdeckung drüberzutun. Das führt im
Winter dazu, dass Feuchtigkeit in den Steuerungskasten eindringt. Der
funktioniert dann nicht & damit ist die Winde so lange nutzlos, bis
alles getrocknet ist (Hat mehrere Tage gedauert.
Ich habe mich im Trockendock um Sicherheit gekümmert. Dazu zählten
Feuerlöschausrüstung, Löscher, CO2-Anlage, Pressluftflaschen,
Sauerstofflaschen, Rettungswesten, Rettungsboot, Freifallrettungsboot,
Rettungsinseln, die dazugehörigen Davits bzw Kräne & unser Hospital
mit Medikamenten. Für die ganzen Sachen kamen Leute von verschiedenen
Firmen an Bord, ich war dann meistens dabei & habe den dazugehörigen
Papierkram gemacht. Heutzutage gibt es für alles Mögliche Zertifikate,
die sind fast noch wichtiger als die Sachen selbst. Fotos von der
Eilbek im Dock sind auf studivz zu sehen. Leider ist es nicht so, dass
das Schiff nun tipptopp ist: Einige Schweissarbeiten an Deck wurden
nicht ordentlich ausgeführt, wo es früher in den Maschinenraum leckte,
tropft es immer noch. Als unsere Matrosen gerade einen neuen Draht
auslegten, um ihn beim Fallreep (=Gangway) auszutauschen, sprühten
kaputte Kabel der Schweisser solche Funken, dass der neue Draht
tüchtig beschädigt & unbrauchbar wurde. Darueberhinaus muss ich noch
erwähnen, dass einige Werftarbeiter nicht nur unkooperativ waren,
sondern sich noch sichtlich darüber freuten, dass sie uns Probleme
bereiteten. Auch dafür noch ein Bespiel: Als unser Trockendock
geflutet wurde, kamen 2 Arbeiter an, um die riesige Werftgangway
wegzunehmen. Erst wenige Minuten vorher waren die Belastungstests von
Rettungs- & Freifallboot beendet worden, davon musste nun das
Testmaterial mit einem Kran an Land gehievt werden. Ebenfalls kurz
vorher war ein Fass mit Schmieröl angeliefert worden, dass man auch
nicht zu Fuss bewegen konnte. Obwohl alles schon vorbereitet war mit
Kranschlingen & Personen zum dran- & abmachen, lehnten die Leute es
ab, etwas anderes mit dem Kran zu bewegen als die Landgangteile. Nur
widerwillig liessen die beiden zu, dass die Testingenieure noch an
Land gehen konnten, & dann haben sie darüber gelacht, dass wir nicht
alles hin & her bekommen konnten.
Die Gitterbox mit der Testausrüstung haben wir später mit einem
Schiffskran auf eine Werftpier gestellt, an der wir kurzzeitig noch
lagen, für das Ölfass wurde ein aufwendiger Transport von der Werft
zum Containerterminal notwendig.
Es war für uns ganz gut, dass die Werft an sich am Wochenende nicht
arbeitete. So hatte ich 2mal die Chance an Land zu gehen. Am Sonntag
habe ich mir die Gegend um den Bahnhof angesehen & deutsche
Zeitschriften besorgt. Am Sonnabend hatte ich Gelegenheit, an der
Schelde zu spazieren & einiges von der Antwerpener Altstadt zu sehen.
Auch belgische Pralinen hatte ich & ECHTE heisse Schokolade - lecker.
Beide Male habe ich leckere Pizza gegessen & beide Male bin ich mit
einem Bus nach Hause gefahren: Sonntag mit einem Linienbus & Sonnabend
mit einem Reisebus, der von der dortigen Seemannsmission gechartert
wurde, um die ganzen Seeleute abends zu ihren Schiffen
zurückzubringen.

Mittwoch, 20. Januar 2010

60 Trockendock Antwerpen 1

Moin!
Es ist Mittwochabend, 22.22 Uhr, ich bin endlich auf meiner Kammer &
kann nun einen kleinen Zwischenbericht schreiben. Zwischen schreibe
ich, da zwar erst vier Tage seit dem Eindocken vergangen sind, aber
schon soviel passiert ist, dass ich so oder so irgendwelche
interessanten Sachen vergesse.
Am Sonnabend nachmittag verholten wir vom Delwaidedok zur Werft. Wie
beschrieben, mussten wir auf Achterstation mit einer einzigen Winde
auskommen, was das Ablegen an sich nicht gerade vereinfacht, aber erst
Recht Umstaende macht, wenn man wie wir auch noch eine
Schleppverbindung mit Schiffsleine herzustellen hat. Anfangs sollten
wir die sogar doppelt nehmen, aber das erblieb uns dann doch noch
erspart.
Interessant aber anspruchsvoll war dann das Eindocken. Dieser Beruf
hat es wohl für mich vorgesehen, dass ich immer dann, wenn ich was zum
ersten Mal mache, mit einem aussergewöhnlichen, zusätzlichen
Erschwernis fertigwerden muss. Ich hatte vor, nun noch das Eindocken
zu beschreiben, bin aber viel zu muede.
Bis Bald
nnnn

Samstag, 16. Januar 2010

59 Antwerpen 16.01.2010

Antwerpen 51 19 N 004 20 E

Bevor wir im Hafen von Vigo waren, lagen wir dort vor Anker. Es gab eine
Duenung, die so langgezogen war (also sehr grosse aber flache Wellen), dass
man die fast gar nicht sehen konnte. Ausgerechnet diese Art von Duenung
macht einem das Leben schwer: Obwohl wir ankerten, rollten wir manchmal
extrem hin & her, 31 Grad war die hoechste Kraengung, die ich auf dem
Klinometer selbst gesehen habe. Einige Tage vorher hatten wir aehnliche
Duenung im Hafen von Cadiz. Die langgezogenen Duenung nennt man da Rechaca
oder so aehnlich, man konnte sie nur gegenueber an einer Mole erkennen. An
den anderen Schiffen dort (u.a. Faehren) wurde deswegen nicht gearbeitet.
Uns sind drei Leinen gebrochen bzw gerissen.

Nachdem wir Spanien hinter uns hatten, erlebten wir noch einiges Rollen im
Atlantik & auch starke Winde (Druckabfall innerhalb weniger Stunden 20hPa!).
Aber wir hatten Glueck, das Tief bewegte sich nach Osten & wir fuhren nach
Nordosten durch die Biskaya. Die war diesmal sehr ruhig. Im Aermelkanal
hatten wir dann soviel Strom mit (Stroemung), dass wir fast 2 Stunden eher
am Lotsen waren, als vorher geplant. Deswegen mussten wir sogar unsere
Feuerloesch- u.a. Uebungen ausfallen lassen. Vielleicht holen wir die in der
Werft nach.

Heute morgen Mitternacht sagte mir unser 3/O, dass die Windensteuerung
Steuerbord kaputt ist, die Winde sei aber ok. Als ich kurze Zeit spaeter auf
Station bin ist es genau umgekehrt, das ist viel schlimmer. Ausgerechnet
unser Schiff muss dann auch noch mit Steuerbordseite laengsseits gehen,
umstaendlicher geht es kaum: Um z.B. die Achterspring (Leine, die von hinten
Richtung Schiffsmitte fuehrt) zu belegen, waren wir mit vier Leuten
beschaeftigt: Ein Matrosen an der Winde, einer an der Windensteuerung, einer
an unseren Schiffspollern an Steuerbord & ich an der Ecke der Aufbauten, wo
ich die Leine noch sehen kann & den Windensteuerer, der auf meine Zeichen
achtet zum hieven (=ziehen) bevor das eigentlich Belegen/Festmachen beginnt.
Es hat insgesamt gut geklappt.

Ich habe dann noch unsere Tiefgaenge abgelesen, unser Landgang(Gangway) ist
sehr steil nun & einen Rundgang an Deck gemacht. Da habe ich mich davon
ueberzeugt, dass unsere Sicherheitssachen wieder vorschriftsmaessig
angebracht sind. Auf See sichern wir unsere vordere, kleine Rettungsinsel
immer 2 Meter weiter innen als vorgesehen, um eventuellem Verlust
vorzubeugen (U.a. bei Beluga ist das schon mehrmals passiert, dass die
Nordsee sich Rettungsinseln "abgebissen" hatte), den Feuerloescher ganz
vorne fahren wir dann unter Deck & die anderen Feuerloescher an Deck haben
Schutzhuellen, die der Bootsmann mal aus Planen genaeht hat. Alle diese
Massnahmen dienen zwar dazu, unsere Sicherheitsausruestung zu behalten bzw
zu schuetzen, sind aber nicht erlaubt.

Unsere Ladung soll wohl bis Mittag ausgeladen sein, sodass das Ablegen fuer
14 Uhr geplant ist. Dann geht's ins Trockendock, bin mal gespannt, das habe
ich ja noch nicht mitgemacht.

nnnn

Samstag, 9. Januar 2010

58 Bucht von Cadiz 09.01.2010

58 Bucht von Cadiz 09.01.2010 - 36 34 N 006 20 W

Es ist nun halb vier nachmittags & alles ist wunderbar. Ich haette nicht
mehr damit gerechnet, dass ich das nochmal hier an Bord schreibe, aber nun
ist es so. Unsere Zeit im Mittelmeer war ok, d.h. unser Schiff stampfte zwar
aber das ist ja kein Rollen & so konnte ich im Bett schlafen. Mit
Gibraltarpassage & Anlegen in Cadiz hatte ich nichts zu tun, da das alles
ausserhalb meiner Wache war. Heute vormittag konnte ich bei bestem Wetter
(Sonnenschein, 15 Grad) an Land gehen. Aufs Geratewohl bin ich irgendwo
langgelaufen, wo ich noch nie war & so habe ich endlich auch den Supermarkt
gefunden. Danach ging ich nach Gefuehl (mal links, mal rechts) zur
Kathedrale, um wieder im Internet zu surfen. Oberste Prioritaet hat immer
podcast.wdr.de, wo ich die neuesten Dittschefolgen runterlade. Dann kommen
noch Emails checken & Nachrichten. Ganz toll ist, dass einige Cafes schon
Stuehle draussen haben, so kann ich nebenbei Capuccino reintun. Mein
"Stammcafe" hat noch eine angenehme Eigenheit: Beim Bezahlen wird mir immer
ein Betrag genannt, der um 50 Cent unterm tatsaechlichen Preis liegt. Keine
Ahnung warum, aber eigentlich nicht schlecht.
An Land war also schon mal alles gut, dann gabs noch leckere Suppe heute
mittag (ist ja Sonnabend), das Ablegen lief perfekt & als wir Beginn der
Seereise hatten, wo die Ingenieure die Stromversorgung auf Wellengenerator
umstellen, fiel der Strom NICHT aus diesmal. Das war letztes Mal naemlich
geschehen, als wir Cadiz verliessen & knapp vier Meilen vor der Kueste
waren.
Am Besten ist aber unsere naehere Zukunft: Gestern haben wir erfahren, dass
wir nach der Woche im Trockendock zwischen Nordsee & Ostsee fahren werden:
Jackpot! Ich freu mich drauf.
Bis Bald. Keno

nnnn
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